Altes Dorfschulhaus Tjeerd Coehoorn, 2018.

Fred und Cécile Zimmermann - Stiftung

Kunst und Kultur im Alten Dorfschulhaus bei der Kirche in Wattenwil



Bruchstücke aus der Geschichte Wattenwils

1869    Als in Wattenwil ein Lehrer im Jahr 580 Franken verdiente...

Aus einer Zeitung 1 vom Samstag, 5. Oktober 1968, entnehmen wir auf Seite 11:

❝  Aus einer alten Schulgutsrechnung von 1869 / 70

Neben vielen alten Werkzeugen und Gebrauchsgegenständen aus alter Zeit findet «Bären»-Wirt Willy Wüthrich beim «Rumoren» in einem alten Gaden vor einiger Zeit auch eine alte Schulgutsrechnung von Wattenwil für die Jahre 1869 und 1870, die von Schulgutsverwalter und Gemeinderat Friedrich Krebs abgefasst worden ist. Über das Schulwesen in der Gemeinde Wattenwil vor hundert Jahren gibt diese Schrift manche Auskunft.

So gab es 1870 sieben Schulklassen mit 487 Schülerinnen und Schülern, wovon allein im Rainschulhaus 76 den Unterricht besuchten.

Eine Familie Krebs, die damals im Rainschulhaus wohnte, bezahlte der Schulgemeinde einen Jahreszins von 45 Franken.

An die Lehrerbesoldungen wurden vom Statthalteramt Seftigen der Gemeinde pro 1869 und 1870 je 100 Franken als Staatsbeiträge ausgerichtet.

Der Schulgutsrechnung ist ferner zu entnehmen, dass die Schulbuben treffsichere Steinwerfer gewesen sind, die es vor allem auf die Fensterscheiben an den Schulhäusern abgesehen hatten. Um nur eine der vielen Rechnungen zu erwähnen, die der Schreiner Samuel Niederhäuser am 1. Dezember 1869 stellte: «Für 5 Scheiben am Mettlenschulhaus Fr. 19.90». Zur selben Zeit reparierte Schlosser Hodler aus Gurzelen alle drei Heizöfen im Dorfschulhaus für 6 Franken.

1869 empfing Oberschullehrer Gottlieb Häberli einen Barlohn pro Jahr von 580 Franken nebst einer Gratifikation von 100 Franken, währenddem die Lehrkraft an der Unterschule sich mit einer Jahresbesoldung von 280 Franken begnügen musste und dazu noch 75 Franken bekam als Entschädigung für Land und Holz.

Bereits vor hundert Jahren hatte Wattenwil eine Jugendbibliothek, da eine Rechnung vom Januar 1870 lautete: «Der Buchhandlung J. J. Christen in Thun für 24 Bände ‹Gotthelf-Schriften› in die Jugendbibliothek in Wattenwil lt. Nota Fr. 38.40.»

Am 15. April 1869 wurden Johann Bähler im Dorf für das Zurüsten von neun Klaftern Buchenholz total Fr. 13.50 ausbezahlt, das Klafter somit Fr. 1.50.

Am 10. November 1869 stellte der Kaminfeger Dreyer für das Russen der Kamine in allen drei Schulhäusern Rechnung für Fr. 9.80. 1870 wusch Frau Elisabeth Künzi im Dorf drei Schulräume im Dorfschulhaus herunter für total 10 Franken. 1 ½ Dutzend Besen für das Mettlenschulhaus kosteten 90 Rappen.

Am 24. April 1870 war in Wattenwil Schulfest, wofür die Pintenwirtin im Dorf für Nachtessen samt Wein an die gesamte Lehrerschaft Rechnung stellte für Fr. 18.20 und für die Verpflegung der sechs Trompeter, «die dem Zug vorangingen», berechnete sie 12 Franken samt dem Wein.  ❞

Quelle und weiterführende Dokumentation:

1 Der Zeitungsausschnitt, übermittelt von Wüthrich Willi, ehemals Wirt im Gasthof zum Bären, Wattenwil, befindet sich in der Wattenwilica, Fundus der Fred und Cécile Zimmermann - Stiftung. Der Name der Zeitung konnte bislang nicht ermittelt werden.