Tjeerd Coehoorn, 2018.
Tjeerd Coehoorn, 2018.
1721 Aberglaube
In der Wattenwilica befindet sich eine von Hans Niederhauser transkribierte Abschrift eines «In der Luft gehangenen» Briefes von 1721.
Abgeschrieben hat ihn datiert mit 2. Jenner 1834 der Wattenwiler Jakob Krebs. Der Wortlaut kann in der Wattenwilica eingesehen werden.
Aberglaube in alter Zeit
von Hans Niederhauser
Gelegentlich finden sich in alten Häusern, auch in Wattenwil, noch Originale oder Abschriften einer angeblich direkten göttlichen Botschaft an die Menschen in Form eines sogenannten «In der Luft gehangenen Briefes», auch «Warnungsbrief, Himmelsbrief oder Zauberbrief» genannt.
Diese Himmelsbriefe, angeblich an verschiedenen Orten in der Luft gehangen, in goldenen Lettern direkt von göttlicher Hand geschrieben und von Gott durch einen Engel gesandt, hatten den ursprünglichen Zweck für die strikte Sonntagsheiligung Propaganda zu machen. Sie wurden aber im Volk auch als «Zauberbriefe» verwendet. Da es darin hiess, wer diesen Brief im Haus habe, den «werde kein Wetter erschiessen oder Donner erschlagen, von Feuer und Wasser werde er sicher sein», waren sie früher auch bei uns in fast jedem Haus zu finden und kommen auch heute noch da und dort zum Vorschein.
Sie wurden von Soldaten im Krieg auch zum Schutz getragen und fanden sich auf Gefallenen in den Kriegen von 1866 und 1870 (Bourbaki).
Gedruckt konnte man die Originale auf dem Jahrmarkt kaufen.
Die Idee ist sehr alt: In Europa findet sich die älteste Spur eines Himmelsbriefes in einem Brief von 581 in Spanien, und Karl der Grosse ordnete am 23 März 789 an, dass «die falschen und verdächtigen Erzählungen» zu verbrennen seien.
Zitate aus «Blätter für bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde», H.Zahler.
Quellen und weiterführende Dokumentationen:
Niederhauser Hans, Wattenwil.
Von Hans Niederhauser transkribierte Abschrift eines «In der Luft gehangenen» Briefes von 1721 in der Wattenwilica.