Altes Dorfschulhaus Tjeerd Coehoorn, 2018.

Fred und Cécile Zimmermann - Stiftung

Kunst und Kultur im Alten Dorfschulhaus bei der Kirche in Wattenwil



Bruchstücke aus der Geschichte Wattenwils

1923    Das Auslandschweizerkind Minna Urfer in Wattenwil

In ihren im Jahr 1967 verfassten Erinnerungen schildert Minna Urfer, Tochter von Gottfried Urfer, ihr Schicksal und das ihrer Familien:

❝  Mein Vater, Gottfried Urfer, geboren am 6. Mai 1883, wanderte um das Jahr 1900 nach Russland aus. Er hatte, wie schon sein Vater, den Käserberuf erlernt. Die Schweizer Käser waren damals sehr gesucht in Russland. Alle Schweizerfamilien hatten guten Kontakt miteinander. So lernte mein Vater seine Lebensgefährtin, auch eine Käserstochter, kennen. Am 27. Januar 1890 wurde sie in Russland geboren und hiess Marie Locher, Schwester von Berta Locher, der Gattin des ebenfalls in Russland lebenden Waldemar Feller. Mein Geburtstag ist der 3. Juli 1910. Meine Eltern hatten eine schwere Aufgabe zu bewältigen, in der ernsten und unsichern Zeit des ersten Weltkrieges und anschliessend während der fürchterlichen Geschehnisse, die die Revolution mit sich brachte. All der mühsam erarbeitete Besitz wurde von den Bolschwiki weggenommen. So entschlossen sich viele Auslandschweizer, in ihre Heimat zurückzukehren. Andere fuhren nach Amerika und Canada. Alle mussten sie wieder von vorne beginnen. Im Herbst 1921 reisten meine Eltern mit uns vier Kindern, dazu noch andere Familien, der schönen Schweiz zu. Die Reise ging aber nicht etwa nach heute üblicher Weise vor sich. Nein, in einem Güterwagen mit Strohlager fuhren wir mit vielen unfreiwilligen, oft sehr lange dauernden Zwischenhalten auf freier Strecke oder Stationen der Küste des schwarzen Meeres zu, wo wir dann in Noworossijsk einschifften. Es war ein Frachtschiff, welches mit deutschen Kriegsgefangenen besetzt war, die auch in ihre Heimat fahren wollten. ❞

Im Weiteren erzählt Minna Urfer, wie es ihr und ihrer Familie nach der Rückkehr in die Schweiz ergangen ist, mit einigen Jahren Aufenthalt in Wattenwil.

Quelle und weiterführende Dokumentation:

Handschriftliche Aufzeichnung der Lebenserinnerungen von Minna Roth-Urfer, 1967, mitgeteilt von Katrin Roth-Krebs.